Trauma – Körper

Trauma Körper
Speichert ein Körper traumatisches Material ab, dass mehr oder weniger zugänglich ist für den bewussten Umgang, so spricht man von einem Trauma – Körper. Ein Trauma – Körper kann also auch so verstanden werden, dass es zu einer Dissoziation kommt, die nicht nur im Gedächtnis stattfindet, sondern auch auf körperlicher Ebene ausgetragen wird.

Dabei stellt der Körper v. a. Spannungen im Gewebe zur Verfügung, die Informationen fest halten. Diese Spannungen dienen, ebenso wie eine Dissoziation , dem ganzen Mensch als Schutz. Als Überlaufventil. Erlebt ein sehr junger Mensch eine traumatische Erfahrung, die er nicht begreift, aufgrund seiner noch nicht entwickelten Reife, dann springt oft der Körper ein. Der Körper übernimmt sozusagen eine  Art „Gedächtnis Funktion“. Er speichert alle vorgefallenen Prozesse als „schon einmal erlebt“ ab. Somit werden schlimme Erfahrungen besser verdrängt werden und die Entwicklung kann erst einmal weitergehen.

Wie sieht so ein Trauma – Körper praktisch aus?

Ich erlebe es in meiner Arbeit immer wieder, dass Menschen mit einem körperlich immer wiederkehrenden Symptom zu mir kommen und sich so sehr wünschen, dass es weggehen möge. Ihre letzte Hoffnung ist dabei oft die Psychosomatik, denn schulmedizinisch hat keine Therapie nennenswerte Verbesserungen gebracht. Es kommt also ein Mensch zu mir, der seinen Trauma – Körper mitbringt.

Ich möchte an diese Stelle noch einmal betonen, dass ein Trauma hier nicht bedeutet, auch an einer Traumafolgestörung zu leiden! Ich beziehe mich bei dem Begriff des Traumas auf eine Überforderung des Organismus, die eben schon mehr oder weniger integriert wurde.

Beginnt man nun an der Stelle mit dem Trauma – Körper zu arbeiten, dann kann es sein, dass sich die Spannungen nicht reduzieren lassen. Der Körper hält also weiterhin fest. Dies ist ein Hinweis darauf, dass noch ein wenig Vorarbeit geleistet werden muss. So wie es in der Traumatherapie immer einen Wechsel zwischen Stabilisierung und Verarbeitung eines Traumas gibt, so muss auch der Trauma – Körper behandelt werden. Kann dieser seine Spannung noch nicht abgeben, müssen zugrunde liegende Themen bearbeitet werden. Diese gleichen oft einer Stabilisierung. Hier muss eine Aufklärung erfolgen, wie Trauma funktioniert. Es muss beantwortet werden, was der Körperbraucht, um Spannung abgeben zu können? Muss er erst in eine bessere Balance gebracht werden oder benötigt er an anderer Stelle zuerst etwas Zuwendung? Diese Fragen ergeben sich aus dem therapeutischen Prozess.

Der Umgang mit dem Trauma – Körper.

Hier ist man sehr schnell im emotionalen Prozess. Denn die oben genutzten Wörter zeigen Ihnen sicherlich die enge Verknüpfung zwischen eigentlich rein körperlichen Zuständen und emotionalen Ladungen dieser.

Ich versuche es einmal zu verdeutlichen: Wenn jemand zu mir kommt mit einer Allergie, dann kann der Körper die, gegen sich gerichtete, Reaktion nicht aufgeben solange er nicht grundlegend das Vertrauen hat, diese Reaktion nach außen richten zu können. Wo sie ja auch hingehört. Nur wie geht das? Wie kann man eine Basis herstellen, indem man dem Körper glaubhaft machen kann, dass er sich nicht selbst schädigen muss bei dem Einfluss eines eigentlich harmlosen Reizes (z. B. Kernobst).

Hier springen einem die psychischen Themen ja förmlich an. Der Körper übernimmt also eine Reaktion, die er irgendwo als funktional aufgegriffen hat und übernimmt damit einen Teil emotionale Entwicklung. Diese muss nachreifen, dann kann der Körper seine, gegen sich gerichtete, Position aufgeben. In diesem Beispiel würde das „Trauma“ irgendwo in dem Themenbereich Ohnmachtserleben, sich mit einem Aggressor identifizieren, sich in Sicherheit wägen, liegen. Es entsteht ein Trauma – Körper.

Wenn also die grundlegenden Themen bearbeitet sind. In anderen Worten,  wenn die Stabilisierung erfolgt ist, dann kann sich der Körper sehr schnell und einfach von seinen Spannungen befreien. Sie loslassen. Wenn die Stabilisierung, die Nachreifung nicht erfolgt ist, dann kann sich der Körper kurzfristig an die Verbesserung halten. Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass ein Symptom wieder auftritt. Gerne das gleiche. Also die Allergie kommt z. B.  nach drei Jahren wieder. Oder es kommt zu eine Symptomverschiebung. Vielleicht ist die Allergie besser, aber dafür gibt es jetzt eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Jede neue Symptomatik, die den Körper etwas weniger belastet ist ein Prozess aus dem Trauma – Körper heraus. Sie zeigt eine gute Entwicklung, die aber noch etwas Zuwendung benötigt.

Und genau das ist das Stichwort zum Trauma – Körper. Zuwendung.

Statt das Symptom reduzieren zu wollen, benötigt der Trauma – Körper erst einmal etwas Zuwendung. Es ist ähnlich, wie im emotionalen Prozess. Auch hier wollen Emotionen, die unterdrückt wurden, die Möglichkeit eines Ausdrucks kriegen. Sie wollen gefühlt werden. Nicht mehr und nicht weniger. Sie wollen nicht beurteilt oder beeinflusst werden. Sie sind einfach da. So wie alles andere auch.

Ein Trauma – Körper reagiert sehr ähnlich. Er produziert so lange Symptome, bis diese wahrgenommen und verstanden werden. In dem Moment, indem man sie nicht mehr abwehren muss (Symptom soll weg sein) sondern ihnen mit einer gewissen Gelassenheit entgegentreten kann, können sie sich gut beeinflussen lassen. Erst an dieser Stelle würde ich versuchen den Trauma – Körper zu behandeln.

Dann lässt der Trauma – Körper die oft sehr verwaschenen Erinnerungen, bzw. Assoziationen frei. Er gibt preis, was er oft viele Jahre festgehalten hat und die emotionale Ladung kann von dem Klienten getragen werden. Es flutet sie nicht, es ist dann nicht mehr überfordernd, sondern es kann noch einmal durchlaufen und dann integriert werden. Dann erst kann ein Symptom als Barometer eines gewissen inneren Zustandes dienen.

Ich hoffe ich konnte ihnen den Trauma – Körper etwas näher bringen. Behandeln sie Ihren Trauma – Körper gut, er trägt schon lange viel für Sie.

Herzlich

Christini Hönig