Trauma – Zittern
Wie schon in den vorherigen Blogartikeln erwähnt speichert der Körper alle Erfahrungen in Form von Spannungen ab. Ist der Körper dabei in der Lage sich zu regulieren, können Spannungen auf- und auch wieder abgebaut werden, ohne, dass es eine Nachhilfe benötigt. Unter einem Trauma jedoch entstehen oft recht behandlungsresistente Zustände. Der Körper entwickelt immer wieder ähnliche Symptome und jeder Versuch die Spannungen zu reduzieren ist nur ein paar Tage hilfreich und dann entstehen sie erneut. So kann man die Entstehung psychosomatischer Erkrankungen in Kurzform zusammenfassen. Mehr dazu finden Sie in dem eben genannten Blogartikel.
Nehmen Sie z. B. ein Schleudertrauma, dass durch eine Autounfall entstanden ist. Dies ist häufig auch noch Jahre später im Körper zu fühlen. Die Halswirbelsäule bleibt empfindlich, es kommt zu Verschiebungen der Wirbel oder zu häufigen Spannungszuständen. Ich bin froh, dass die Nachbehandlung von Schleudertraumatas mittlerweile so viel besser geworden ist. Trotz Allem frage ich gerne nach, ob es in früheren Zeiträumen mal ein Trauma solcher Art gegeben hat.
Denn die Spannungen durch einen Autounfall liegen nicht immer nur in der Muskulatur, oft hängt einem der Schreck noch nach. Oder man fährt seit einem Unfall unsicherer als zuvor. Und findet nicht mehr zu seiner ursprünglichen Gelassenheit zurück.
Noch ist hier aber von einem Trauma – Zittern weit und breit nichts zu sehen.
Das entsteht erst im späteren Verlauf.
Beginnt man nun ein altes Trauma körperlich zu behandeln, dann versucht man Spannungszustände zu beeinflussen. Und unter der Veränderung alter traumatisch bedingter Spannungen kommt es häufig zu einem Trauma–Zittern. Dieses Zittern ist nicht gefährlich oder krankmachend. Es ist eigentlich nur etwas komisch und anstrengend.
Was passiert bei dem Trauma – Zittern?
Der Körper kann endlich eine, durch ein Trauma gestoppte, Spannungsreduktionsreaktion durchlaufen lassen, die seit dem Erleben des Traumas blockiert war. Es kommt also zu einer körperlichen Abreaktion. Stress wird aus dem Körper geschwemmt und das geht gut durch ein unkontrollierbares Zuckern, das Trauma – Zittern.
Ist es erst einmal durch gelaufen, dann kann der Körper wieder durchlässiger werden für normale Spannungsregulationen. Er bleibt also nicht „im Trauma“ stecken. Oftmals werden traumatische Reaktionen in der traumatischen Situation selbst unterdrückt. Liegt man am Boden, dann steht man eher schnell wieder auf, um Peinlichkeiten zu vermeiden, anstatt den Schreck durchlaufen zu lassen.
Diese unterdrückte Schreckreaktion bleibt durch Spannung im Körper bestehen. Oft macht sie keine Symptome, ist aber bei erneuter Schrecksituation schnell wieder deutlich spürbar. Das Trauma sitzt einem noch im Körper. Die Erläuterung zum Trauma – Körper lesen Sie gerne in einem eigenen Blogartikel. Wird dieses Trauma bewegt, wird an der Spannung gearbeitet, dann kommt es nachfolgend zu körperlichen Reaktionen, die eigentlich dem Schleudertrauma zuzuordnen sind. Es kommt nicht nur zu Flashbacks, dem Gefühl wieder in der traumatischen Situation zu sein. Es kommt auch zu körperlichen Reaktionen. Manchmal beginnen Menschen zu weinen, weil sie registrieren, wie sehr der Körper noch im Trauma hängt. Oftmals kommt es zu Erinnerungsdetails, die dem Bewusstsein bis dahin noch nicht zugänglich waren. Die unter der Schreckreaktion noch abgespalten waren. Manchmal kommt es dazu, dass ganze Bewegungsabläufe, die in der Traumatischen Situation nicht durchgeführt worden sind.
Beispiele von Trauma – Zittern:
Ich habe z. B. schon erlebt, dass Klienten plötzlich unter dem Lösen der traumainduzierten Spannung mit den Beinen gestrampelt haben, weil noch die Spannung gespeichert war, die Gefahr wegzutreten. Oder das die Arme plötzlich eine gespeicherte Abwehrbewegung durchführen. Häufiger als das kommt es aber zu einer unspezifischen Spannungsreduktion, es fängt z. B. die Bauchdecke an zu zittern, oder das Zwerchfell entwickelt ein zittern. Dies ist das oben beschriebene Trauma–Zittern.
Diese Reaktionen laufen unbeeinflussbar ab. Auch wenn man versucht das Trauma – Zittern zu unterdrücken, kann es nicht gestoppt werden. Dies ist dann möglich, wenn der Klient genug körperliche und seelische Sicherheit um sich herum erfahren hat, um diese Spannung loslassen zu können.
Sollten Sie solch ein Zittern bei sich bemerken, seien Sie froh, denn ihr Körper löst sich von alten Spannungen. Und Sie können sich sicher sein, dass sich durch das Trauma – Zittern die Belastungen ein wenig reduzieren.
Herzlich
Christini Hönig
Danke! Vielen, vielen Dank!! Ich habe das Zittern seit Ende letzten Jahres und weiß, dass das Trauma-bedingt ist aber hatte zu wenig Infos. Dieser Beitrag hilft mir zu verstehen und das Positive daran zu sehen! Jetzt weiß ich, dass ich dem Zittern ‘freien Lauf’ lassen kann und mir die Versuche es aufzuhalten getrost sparen darf. Und juhu, mein Körper reagiert sich ab, das ist doch was!
Liebe Leserin /lieber Leser,
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Ja lassen Sie laufen, es zittert sich aus. Nur wenn Sie merken, dass es nicht aufhört, dann holen Sie sich bitte Hilfe. manch ein Körper verpasst den Ausweg. Wenn es in Wellen kommt und geht ist alles gut. Dann wird es weniger!
Viel Erfolg.
Vielen Dank für diesen Beitrag Frau Hönig! Man findet tatsächlich sehr wenig zu diesem Thema, so dass man sich doch schon fragt, ob das alle so erleben.
Ich arbeite seit geraumer Zeit an diversen Themen und weiss seit Ende letzten Jahres, dass die Ursache dafür sexueller Missbrauch in der Kindheit ist. Ein grosser Schritt in Richtung Klarheit.
Nun ist mein Körper aber der Meinung, dass es wohl an der Zeit wäre, wirklich einmal alles raus zu kehren. Da ich meinen Job gekündigt habe, ist nun auch Raum dafür. Zittern, Weinen, Verkrampfen, um Luft ringen. Es ist unendlich anstrengend. Ja ich habe auch eine Therapeuten, der sagt dass es einfach Zeit braucht.
Trotzdem Frage ich jetzt Mal – gibt es Erfahrungswerte, wie lange man das “erleben darf”, bis es endlich aufhört? Seit ich es zugelassen hatte die Emotionen zu spüren konnte ich dieses “Vergnügen” an 29 Tagen mit heftigsten Abreaktionen erleben. Irgendwann muss doch Mal gut sein? Ich weiss, dass Sie auch nicht Hellsehen können und kein Therapeut eine Aussage zur Frage “wie lange noch” macht… Und trotzdem, was sagen denn ihre Erfahrungswerte?
Herzliche Grüße
Liebe Leserin,
Vielen Dank für Ihre Anfrage. Es ist wie Sie es sagen, ich kann keine Aussage dazu machen,m wie lange es dauert. Aber vielleicht könnte es ja helfen Methoden zu entwickeln, um auch mal aus dem Erleben raus zu treten. Vielleicht könnte das ja helfen etwas dosierter zu verarbeiten.
Ich hoffe meine Antwort hilft Ihnen weiter.
Herzliche Grüße
Christini Hönig
Habe Ihren Artikel gelesen, weil ich seit sechs Wochen heftigstes Zittern vor allem der rechten Hand habe. Dem ist eine EMDR Sitzung in einer Klinik vorausgegangen, bei der es um die Verarbeitung des Todes meiner Mutter ging als ich acht Jahre war.
Das Zittern beeinträchtigt allerdings meinen ganzen Tagesablauf und ist mittlerweile unerträglich für mich.
Sollte das so lange anhalten?
Liebe Leserin,
kann es sein, dass bei Ihrer Sitzung noch nicht alles durchgearbeitet wurde? Eventuell würde es sich anbieten die Therapeutin zu kontaktieren, um die Verarbeitung noch etwas weiter fortzuführen. Ich hoffe das ist Ihnen möglich. Viel Erfolg!
Christini Hönig
Vielen Dank. Ihr Beitrag hilft mir auch. Noch eine Frage dazu: Hat das Parkinson-Zittern eventuell auch traumatische Hintergründe? Das ist ja eine neurologische Krankheit.
Ich bin Laiin, weiß darüber zu wenig, nur mal nachgefragt.
Liebe Leserin,
das Parkinsonzittern ist eine Transmitterdysregulation im Gehirn, das hat nichts mit Trauma zu tun, soweit mir bekannt ist. Es gilt als eine klar abgegrenzte neurologische Erkrankung.
Ich hoffe diese Antwort hilft weiter.
Herzlich Christini Hönig
Liebe Frau Hönig,
vielen herzlichen Dank für ihren wunderbaren Artikel, der das Thema Trauma-Zittern super beschreibt. Ich bin gerade an der Integration eines Entwicklungstraumas, dass zudem zu einem Schocktrauma-einer Hirnblutung-, einer Autoimmunerkrankung und einer 1 jährigen Phase des Übertrainings führte. Jetzt, nach 2 Jahren Trauma-Arbeit im Spürenlernen des ehemals komplett emotionslosen Körpers, spürte ich das erste Mal meinen Körper und dann ging immer mal wieder ein Trauma-Zittern los und ging bis heute, seit Anfang diesen Jahres jedoch intensiver- es spürt sich an, als ob es bald zu Ende geht.
Meine Frage: wie kann man das Menschen am besten und leichtesten erklären, die selbst noch nie durch so etwas durchgegangen sind?
Es ist von großer Wichtigkeit, Verständnis in meinem Umfeld zu schaffen, ansonsten kämpfe ich weiter an einsamer Front.
Liebe Grüße
Johannes
Guten Tag Herr A.,
das ist zugegebenermaßen schwierig. Für Menschen, die gerne lesen bieten sich die Bücher über somatic experiencing an. Es ist jedoch gefühlt immer etwas anderes, ob jemand kognitiv verstanden hat worum es ging, oder ob er es nachfühlen kann. Oft entstehen an dieser Stelle Einsamkeitsgefühle bei Betroffenen, die wiederum auslösend sein können. Vielleicht hilft ja auch der Umgang mit Gleichgesinnten, um viel Selbstbewußtsein aufzubauen. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall alles Gute.
Christini Hönig
Liebe Frau Hönig,
vielen Dank für ihre Nachricht.
Alleine sein ohne Einsam zu sein ist in solch ein Phase wichtig. Letztendlich muss man realisieren, dass einem diese Situation keiner abnimmt. Wenn man jedoch die Verantwortung für die eigene Situation übernimmt, kann das sehr heilsam sein. Man ermächtigt sich quasi dadurch selbst.
Dieser Artikel des Trauma-Zitterns ist Gold wert. Man findet im Netz fast nichts darüber. Danke nochmals für diesen wertvollen Artikel. Wenn Sie oder andere Forumsbesucher fündiger geworden sind und Tipps für Material über das Trauma-Zittern haben, bin ich dafür offen und bedanke mich im Voraus fürs Teilen.
Liebe Grüße
Johannes
Lieber Johannes,
vielen Dank für Ihr Feedback, es freut mich sehr, wenn meine Gedanken zu den unterschiedlichsten Themen, die mir begegnen helfen. Mehr Informationen zum Zittern könnten Sie evtl. bei Levine finden, dem Begründer des somatic expiriencing. Soweit ich weiß, hat er verschiedenen Ansätze und Ideen dazu.
Ihnen alles Gute.
Christini Hönig
Liebe Frau Hönig, ich bin in der Bearbeitung meiner KPTBS und zucke im Halbschlaf sehr ausdauernd mit jeweils einem Fuß, Bein oder habe den Drang mich hin und her zu werfen.
Ihr Beitrag ist das erste Mal dass ich etwas finde von dem ich den Eindruck habe dass es ” passt”.
Vielen herzlichen Dank, das beruhigt mich sehr und hilft mir die Sache positiv zu sehen!
Ja sehen Sie das ruhig positiv, nächtliches Zucken ist oft ein Zeichen von gespeicherter kinetischer (Bewegungs-) Energie. Haben Sie keine Angst davor! Viel E4rfolg weiterhin auf Ihrem Weg.