Bindungstrauma heilen

Bindungstrauma heilen

Ein Bindungstrauma heilen ist der Prozess, der den größten Anteil meiner Arbeit ausmacht. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass die Heilung eines Bindungstraumas für mich vielmehr die Integration dessen bedeutet. Um ein Bindungstrauma heilen zu können, müsste ich die frühen Geschehnisse ungeschehen machen und das kann ich leider nicht.

Sowohl in der psychosomatischen Behandlung, als auch in der Körpertherapie stößt man schnell auf frühkindlichen Themen. Erfahrungen aus der frühen Kindheit werden nicht gut als szenische Erinnerung gespeichert. Viel mehr werden sie über körperliche Erinnerungen wiedergegeben. Ein Organismus eines Kleinkindes wird schnell in Aufruhr gebracht und erlebt Stress. Dieser Zustand kann vom Körper reproduziert werden, wenn er ähnliche Situation wieder erlebt. Dann entstehen körperliche Symptome, die häufig unangemessen höher sind, als es die Situation erlaubt. Der Körper wird plötzlich von Stresssymptomen geflutet und reagiert wieder frühkindlich intensiv.

In meinem Artikel Kindheitstrauma überwinden finden Sie nähere Erläuterungen über diesen Zusammenhang.

Psychosomatische Beschwerden liegen dann oft nahe.

Ein Beispiel: Es kommt eine Klientin zu mir, die sich seit mehreren Jahren mit Hüftbeschwerden plagt. Orthopädisch liegt eine leichte Arthrose vor, die Beschwerden sind jedoch unverhältnismäßig hoch dafür. Im Gespräch arbeiten wir heraus, dass die eigene Leistungsanforderung übermäßig hoch ist. Und mit Entspannung des unteren Rückens zusammenhängt. Im Sinne von „Ich drücke mein Kreuz durch, damit ich stark bin“. Mit nachlassendem innerem Druck verschwinden die Hüftbeschwerden.

Der innere Druck jedoch bleibt. Immer wenn er zu groß wird kommen die Hüftbeschwerden erneut. Also müssen wir schauen, wo kommt denn der Druck her? Und es stellt sich schnell heraus. Früher war es zumindest die Möglichkeit die Strafe zu umgehen, wenn man so perfekt, wie möglich war. So entstand der innere Anspruch alles immer möglichst perfekt zu machen, um der Strafe bei Fehlern vorzubeugen. Hier wird das frühkindliche Trauma sichtbar.

Ein Kind, was gut gebunden ist, darf Fehler machen und bekommt die Unterstützung, die es braucht bis es die Aufgabe erledigen kann. Es wird bei Fehlern nicht kategorisch bestraft.

Nun soll das Bindungstrauma heilen.

Die Hüfte soll nicht schmerzen, wenn der inneren Druck zu groß wird. Sondern die innere Spannung soll erkannt und reguliert werden, bevor der Körper anspringt.

Dazu kann eine Art der Neubeelterung stattfinden. Es ist günstig sich an der Stelle zu fragen: „Was hätte ich denn gebraucht?“ Und meist ist die Antwort mit der Frage schon gegeben.  Ich höre an der Stelle immer wieder: „Halt, Verständnis, Zuwendung, Annahme…“  Also Bindungsthemen.

Um das Bindungstrauma heilen zu können sind jetzt zwei Dinge gut.

Das erste ist; sich seinen Schmerz vergegenwärtigen. Also sich vergegenwärtigen, dass es eben keine Zuwendung, keinen Halt gab an dieser Stelle. Und den seelischen Schmerz, der dann entsteht annehmen lernen. Statt ihn zu verkörpern.

Das zweite ist; sich fragen, was denn an der Stelle des seelischen Schmerzes trösten könnte? Was hat früher Trost gespendet? Oft ist da was zu finden. Wenn nicht, dann kann man sich fragen: Was hätte denn geholfen? Und auch darauf ist meist sofort eine Antwort da. Ein Lied, eine Geste, ein klein wenig Zeit. Dies kann man sich heute selber ermöglichen. Ein Lied, eine Geste sich selbst gegenüber, ein klein wenig Zeit ist nichts weiter als die eigene Haltung sich selbst gegenüber etwas achtsamer und etwas weniger abwertend werden zu lassen.

Meist sind die inneren Veränderungen im Außen gar nicht wahrnehmbar. Aber die innere Wirkung ist oft groß. So zieht mehr Gelassenheit ins Leben ein und meist auch eine höhere Zufriedenheit. So kann mit ein klein wenig Hilfe ein Bindungstrauma heilen.

Herzlich

Christini Hönig

 

 

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