Beziehungsarten

Gruppenpsychotherapie/Beziehungsarten
In meinem gruppenpsychotherapeutisches Angebot gibt es so viele verschiedene Beziehungsarten, wie es Teilnehmer geben wird.

Ab März 2021 beginnt in meiner Praxis eine Gruppenpsychotherapie zum Thema “Bindung und Beziehung”. Um die Unterschiede zwischen Bindung und Beziehung erkennen zu lernen ist es nicht nur wichtig in Beziehung zu Jemand zu stehen. Dabei zählt nicht nur die Beziehung zum Partner oder einer Partnerin. Viel wichtiger ist es sich im Umgang mit allen Beziehungsarten zu erleben, die es so gibt.

Was versteht man unter Beziehung?

Beziehung meint in der Soziologie eine Beziehung von zwei Personen oder Gruppen, bei denen ihr Denken, Handeln oder Fühlen gegenseitig aufeinander bezogen ist.

Wenn wir also hier von Beziehungsarten sprechen, dann kann man eine Paarbeziehung meinen. Dabei spielt es für die Gruppe keine Rolle, ob man in einer hetero- oder homosexuellen Beziehung steht. Es spielt auch keine Rolle, wie diese gestaltet ist. Also ob man eine offene oder eine geschlossene Beziehung führt. Mir ist es wichtig in der Gruppe ein Erleben zu gestalten, in dem man sich erkennt, wie man in einer Beziehung agiert. Wenn man wie o. g. gegenseitig aufeinander bezogen ist, dann wird eine Beziehung schnell ein komplexes Wechselspiel, zwischen zwei oder mehr Menschen. Dabei haben beide eine unterschiedliche Bindung erlebt haben.

In allen Beziehungsarten spiegelt sich unsere Prägung wieder. Wie habe ich in meinem Großwerden Beziehung erlebt. Als Zuschauer, aber auch als Teil einer der stattfindenden Beziehungen. Hier kommt das Thema Bindung auf. So wie ich meine Bindung erlebt habe, so habe ich Werkzeug erlernt für meine späteren Beziehungen. Denn aus der Bindung zu den Eltern entwickelt sich im Laufe des Lebens eine Beziehung. Die dann durch den Aspekt der Bindung gestaltet wird. Das bedeutet aber auch, dass ich die Bindungsart in eine Beziehung übersetze, die ich erlebt habe.

In meinem Blogartikel Bindung und Beziehung erläutere ich kurz die unterschiedlichen Bindungstypen.

Welchen Einfluss hat die frühkindliche Entwicklung auf die unterschiedlichen Beziehungsarten?

Während man in der frühen Kindheit angewiesen ist emotional gespiegelt zu werden, um sich selbst zu fühlen, kann man mit guter Bindung im späteren Leben genau das. Nämlich sich selbst fühlen. Man weiß intuitiv, wer bin ich und was will ich und welche Bedürfnisse habe ich. Wenn mein Partner nicht in der Lage ist diese zu erfüllen, geht die Welt nicht unter, denn ich weiß, wo ich sie sonst erfüllt bekomme.

Hat man ein Bindungstrauma erlebt, dann stellt sich in allen späteren Beziehungsarten die Frage, wer bin ich überhaupt in einer Beziehung.

  • Wie kann ich Unterscheidungen treffen zwischen mir und dem Anderen?
  • Wie kann ich mich und den anderen fühlen, ohne dass die Grenzen verwischen und ich mich symbiotisch oder ablehnend oder auch ambivalent verhalte?
  • Wie kann ich fühlen, was der Andere zur Beziehung beiträgt und wie schaffe ich es, ihn dort zu lassen? Und nicht zu denken: “wenn er oder sie sich nicht nah genug anfühlt, dann reicht es nicht für eine Beziehung aus”. Oder ihn zu degradieren und mich über ihn zu stellen, weil ich ja immer allers alleine mache und noch nie jemanden gebraucht habe.

Der Einfluß von Bindung

Einer der häufigsten Fehler, die man in einer Beziehung machen kann, ist davon auszugehen, dass man den Anderen immer/nie fühlt, bzw. das man sich immer/nie verbunden fühlt. Frühkindliche Bindungserlebnisse sind selten perfekt. Eltern können ihre Kinder nicht ständig in einer ganz engen Bindung halten. Das müssen sie auch nicht. Es gibt ja auch auf der Eltern – Kind Ebene unterschiedliche Beziehungsarten. Die Beziehung Mutter – Kind und die Beziehung Vater – Kind entstehen aus unterschiedlichen Bindungsverhalten zu den jeweiligen Bezugspersonen. Dabei kann sich ein Kind gut einstellen auf die Unterschiede im Verhalten des Elternteils. Es ist sogar von Vorteil, da ein Kind unterschiedliche Beziehungsarten kennenlernt. Der Eine ist eventuell etwas strenger, dafür ist der Andere etwas inkonsequenter. Nichts davon ist besser oder schlechter, es ist einfach nur anders.

Ressourcen hat jeder entwickelt

Im Laufe seiner Entwicklung erlebt man also schon viele Beziehungsarten und jede hat einen Einfluss auf das spätere Verhalten. Dabei übersehen Menschen, die eine schwache Bindung erlebt haben, oft die Beziehungen, die für sie große soziale Ressourcen bedeutet haben. Das kann zum Beispiel eine Lehrerin oder ein Lehrer gewesen sein. Auch Zuschauer in einer intakten Familie gewesen zu sein ist oft eine große Hilfe. Dort erlebt man wie Beziehungsarten auch sein können. Meist haben Menschen mit schlechten Bindungserfahrungen eine Vorstellung davon, wie eine Beziehung sein soll. Oft ist die sehr heil. Sehr idealisiert. Denn sie ist geprägt aus Sehnsüchten, aus vagen Vorstellungen, wie es besser hätte sein können. Diese Sehnsüchte richten sich nur alleine nach dem Bedürfnis des Einzelnen.  Dies kann nicht immer in Gänze befriedigt werden. Nach und nach entwickelt sich ein Anspruch an eine Beziehung, die eben nur in einer guten Bindung erlebbar gewesen wäre. Es ist also wichtig im Erwachsenenleben zu lernen, dass auch Beziehungsarten, die nicht ganz dem Ideal entsprechen, durchaus gut sind. Und einem zum Reifen bringen, zum sich weiterentwickeln.

Das kann man in der Gruppe erleben

Eben diese Unterscheidungen, der Umgang mit altem Schmerz und die dabei entstehenden Projektion auf andere Menschen sollen in der Gruppenpsychotherapie erarbeitet und erfahren werden.

Es ist von großem Vorteil, dies innerhalb einer Gruppe zu bearbeiten, denn so kann man in einem geschützten Setting die Erfahrung machen, einmal eine sichere Beziehungsart zu erleben.

Ich freu mich auf Sie!

Christini Hönig