Bin ich ein schlechter Partner?
Bin ich ein schlechter Partner? Diese Frage stellt sich Menschen mit schwachen Bindungserlebnissen in der eigenen Kindheit oft. Signale für eine Bindungsstörung wäre ein sich immer wiederkehrendes Hinterfragen: Bin ich ein schlechter Partner? Bin ich überhaupt liebenswert? Was sieht der eigentlich in mir, ich bin doch nichts Wert?
Auch das Gegenteil wäre ein Hinweis für eine Bindungsstörung. Oft stellt man bei sich fest, dass man seine Beziehungen ständig entwertet. Der Andere ist einfach zu doof, oder man fängt an nur die schlechten Seiten in ihm/ihr zu sehen. Und recht häufig verhält man sich unbewusst so, dass man die Beziehung sabotiert. Man provoziert einen Streit, nur um sich zu beweisen, dass man ein schlechter Partner ist, oder dass man den anderen ja doch nicht gebrauchen kann und somit in der Lage ist Distanz zu schaffen und sich den Partner/in vom Leib zu halten.
Ist man deshalb ein schlechter Partner?
Das wäre an dieser Stelle zu klären. Meiner Meinung nach nicht. Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir sind angewiesen darauf in Beziehung zu stehen. Nur über die Spiegelung in einem Gegenüber sind wir in der Lage uns ganz wahrzunehmen. Bleibt man alleine, dann kann man sich nicht in allen Anteilen erleben. Man kann den Kontakt zu sich selbst nur bis zu einem bestimmten Punkt herstellen. Für alles andere ist ein Beziehungspartner notwendig. Und ich meine damit nicht unbedingt eine intime Beziehung. Beziehungspartner können auch Freunde oder Kollegen sein. Tiere sind hervorragende Beziehungspartner, sie spiegeln auf einer nonverbalen Ebene sehr genau den eigenen inneren Zustand. Daher ist eine Beziehung zu einem Tier für Menschen, die vorsprachlich eine schlechte Bindung erlebt haben oft eine große Bereicherung.
Wie kann man also genügend Selbstwert entwickeln, um sich im klaren zu sein, was einen in einer Beziehung ausmacht, was man von seinem Partner braucht, wo man keine Kompromisse machen sollte oder wo man eben welche machen sollte. All diese Fragen möchte ich in der Gruppentherapie klären. Denn nur im Zusammenschluss mit anderen Menschen bin ich in der Lage mich zu fühlen und wahrzunehmen, so wie ich eben bin. Dazu gehören auch Anteile, die ich ohne Beziehung nie an mir wahrnehmen würde. Ein weiterer Grund an meiner Gruppentherapie ab März 2021 teilzunehmen, wäre ein Hinweis darauf, ob man Anzeichenan einer schwachen frühkindlichen Bindung aufweist.
So braucht es ein Gegenüber, um herauszufinden, wo z. B. meine Grenzen sind. Ich bin kein schlechter Partner, wenn ich in einer Beziehung Grenzen habe, dass ist ja ganz normal. Nur die Art und Weise, wie ich diese Grenzen zeigen sollte, ist abhängig davon wie ich sie kommuniziere und wie mein Gegenüber sie hört.
Manchmal werden sie gehört, wenn ich sie sage, manchmal aber auch nicht. Jeh nachdem was mein Gegenüber kann oder was er eben erlebt hat.
Ich habe zum Beispiel schon erlebt, dass Menschen mir versucht haben Grenzen begreiflich zu machen, indem sie mir nicht direkt gesagt haben, was sie nicht wollen, oder können. Sondern sie haben mir gesagt: ”Also das müsste man einmal anders machen”. Das habe ich nicht verstanden. Ich verstehe es besser, wenn man mir direkt sagt: “Würdest du das bitte anders machen”. Bin ich deshalb ein schlechter Partner? Ich finde nein. Denn nur weil es Missverständnisse gibt, gehe ich nicht aus der Beziehung. Und Missverständnisse gibt es eben.
Sie sehen, die Frage danach was einen schlechten Partner ausmacht ist nicht in einem richtigen oder falschen Verhalten zu finden. Sondern eher darin, ob man sich auf eine Beziehung einlassen kann oder nicht. Tut man es, ist man verletzlich. Das ist häufig ein Grund eine Beziehung zu beenden. Denn verletzlich fühlt sich keiner gerne. Aber verletzlich sein in einer Beziehung bedeutet eben auch, dass man emotional an einer Beziehung beteiligt ist. Und meist ist es doch so, dass der Partner mit seinem Verhalten etwas auslöst, was den eigenen Schmerz fühlbar macht. Dieser Schmerz ist meist in einer sehr viel früheren Beziehung entstanden. Meist ist er durch unglückliche Bindungserfahrungen entstanden. Wenn man als Kleinkind unangenehme Bindungserfahrungen gemacht hat, dann werden diese durch Verhalten eines Partners gerne wieder aktiviert. Man kann sich zum Beispiel einsam in der Beziehung fühlen.
Noch einmal ein Beispiel.
Wenn die eigene Mutter in der eigenen frühen Kindheit überfordert war die Kinder zu versorgen und bei jeder Ansprache durch das eigene Kind stöhnend kundgetan hat, dass sie eben gerade überfordert ist, dann lernt ein Kind, dass es eine Last ist. Das Kind lernt, es ist an ihm etwas nicht in Ordnung, dass die eigene Mutter nicht in der Lage ist es ohne Überforderung zu versorgen. Denn Kleinkinder können noch nicht abstrahieren, warum die Mutter überfordert ist. Was bedeutet das für die spätere Beziehungsführung?
Erst einmal bedeutet es, dass der eigene Selbstwert nicht unbedingt sehr groß sein wird. Wie sich dies jedoch in der Beziehung niederschlägt ist nicht klar zu sagen. Manche Menschen reagieren dann so, dass sie sich über anpassen und ihre Bedürfnisse zurückstecken. Andere Menschen versuchen eventuell sehr vehement die eigenen Bedürfnisse durchzusetzen, weil die Angst zu kurz zu kommen viel zu groß ist. Klar ist jedoch, dass die Möglichkeit sich entspannt auf eine Beziehung einzuschwingen und erst einmal abzuwarten, was möglich ist und was nicht, gestört sein wird.
Bin ich deshalb ein schlechter Partner? Nein! Ich bin eben nur ungeschult darin zu sehen, dass es auch andere Beziehungsarten gibt, als diese, die ich frühkindlich erlebt habe.
Ich habe in den letzten Jahren meine Erfahrungen aus der Einzeltherapie zusammengetragen und die Reaktionsweisen in Beziehungen, die aus frühkindlichen Erfahrungen zustande gekommen sind zusammengetragen und zu einem Gruppenkonzept entwickelt.
Dort wird auch die Frage: Bin ich ein schlechter Partner? bearbeitet.
Ich freu mich auf Sie!
Ihre
Christini Hönig
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