Was tun bei Dissoziation

was tun bei Dissoziation
Was tun bei Dissoziation? Um dieses Thema sich der heutige Artikel drehen.

Was eine Dissoziation ist habe ich in einem voran gegangenen Blog beschrieben (Dissoziative Symptome, Wie fühlt man sich in einer Dissoziation). Heute möchte ich Ihnen Tipps geben, wie sie sich aus einer Dissoziation lösen können.

Doch bevor ich Ihnen sage, was tun bei Dissoziation, möchte ich noch einmal klarstellen, das Dissoziationen vor allem Schutzfunktionen sind. Wenn sie also dissoziieren, dann tun sie das aus gutem Grund. Ihre Psyche schützt sie vor einem emotionalen Überlauf. Glaubt sie zumindest. Denn oftmals stellt sich heraus, dass die Angst vor dem, was eine Dissoziation schützen möchte,  unverhältnismäßig größer ist, als sie eigentlich sein müsste.

Eine Dissoziation entsteht in einer Situation, die den gesamten Menschen überfordert. Das passiert häufiger in der Kindheit, als im Erwachsenenalter. Daher sind die Ängste, die ein Mensch vor vorangegangener Überforderung hat, manchmal etwas überzogen, bzw. kindlich gefärbt. Aber man kann den Auslöser für eine Dissoziation eben nur aus der Kinderperspektive erleben und hat noch keinen ausgereiften Umgang für ihn.

Was tun bei Dissoziation?

Vor allem Ruhe bewahren. Es ist nur eine Dissoziation. Sie geht vorbei.

An einem Beispiel wird dies bestimmt deutlicher. Nehmen wir an, Sie haben in ihrer Kindheit oft erlebt, dass ihre Grenzen überschritten wurden. Man hat sie nicht ernstgenommen, hat sie nicht gesehen mit ihren Bedürfnissen. Jetzt haben Sie eine Arbeit, in der gefragt ist, dass Sie ihren Job machen. Und dafür bekommen Sie keine große Anerkennung. Sie sind praktisch. Sie machen, was man Ihnen sagt. Sie erheben keine großen Ansprüche. Nur bekommt Ihre Kollegin 20% mehr Gehalt als Sie für gleiche Arbeit.

In Ihnen macht sich Unmut breit, das wollen Sie so nicht hinnehmen. Jedesmal jedoch, wenn Sie an der Tür des Chefs vorbeigehen und ein klärendes Gespräch suchen wollen, schaltet Ihr Körper auf „Funktionieren“. Sie gehen vorbei und tun nichts, bzw. Sie tun so, als wäre nichts. Sie werden innerlich unsichtbar und funktionieren weiter, wie bisher. Sie ertappen sich dabei wieder am Schreibtisch zu sitzen und zu arbeiten. Obwohl Sie doch gerade eine Gehaltsverhandlung anleiern wollten. Sie dissoziieren.

Was tun bei Dissoziation?

Werden Sie sich über den Weg in die Dissoziation bewusst. Machen Sie sich klar, was in Ihnen abläuft, bevor Sie wieder am Schreibtisch sitzen.

Was fühlen Sie bei dem Gedanken jetzt aufzustehen und loszugehen? Fühlen Sie eine innere Aufregung? Werden Sie nervös? Was machen Ihre Gedanken? Fangen die an zu rasen? Rechtfertigen Sie sich unentwegt? Fangen Sie an sich selbst zu kritisieren, weil Sie ja eigentlich keine Lohnerhöhung verdient haben?

Ich nehme an, Sie merken, wie ihr ganzes System in Stress gerät. Wie alles in Ihnen plötzlich hoch alarmiert ist. Ihr Körper wird sich anspannen, vermutlich reagiert ihr vegetatives Nervensystem. Sie kriegen es vermutlich mit der Angst zu tun. Oder haben plötzlich irrationale Schuldgefühle („Wenn ich jetzt mehr Geld verlange macht der Betrieb pleite“).

Irgendwann geben Sie auf und drehen sich rum und gen wieder zur Arbeit.

Wenn Sie sich nun bewusst geworden sind über den inneren Lärm, der herrscht, dann ist der Schritt zu den inneren frühkindlichen Verletzungen nicht weit. Dann sind Sie auf einem guten Weg. Der sich leider schlecht anfühlt.

Es geht aber weiter.

Jetzt wäre es sinnvoll sich zu reorientieren. Damit meine ich, es wäre gut die gesammelten Gefühle zu sortieren. Welche Gefühle sind alt? Welche sind neu? Welche habe ich schon immer? Diese haben mit der Situation der Gehaltsverhandlung oft wenig zu tun. Sie stören. Sie tun weh und stören. Diese gilt es erst einmal zu nehmen oder sie sicher zu verwahren. Dafür bieten sich  z. B. Tresorübungen an.

Wenn die „lärmenden Gefühle“ regulierbarer werden können sie weiter gehen. Es gilt Übungen zu finden, die Sie hier und heute verankern, die Ihnen helfen immer wieder zu bemerken, dass es nicht so ist wie in der traumatischen Situation, sondern anders.

Also legen Sie sich einen Stein in den Schuh, der Sie bei jedem Schritt daran erinnert, dass Sie heute einen Stein im Schuh haben, um nicht wieder in die vergangenen Gefühle zu rutschen.

Essen Sie etwas Scharfes, was nachbrennt. Damit Sie wissen, ich habe heute etwas Scharfes gegessen, das ist heute passiert und ich kann es fühlen.

Tragen Sie eine auffällige Farbe, die Sie sonst nicht tragen, denn immer wenn Sie sie sehen merken Sie, dass sie heute hier sind.

Es gibt etliche Möglichkeiten, die Sie reorientieren. Manchen Menschen hilft Musik oder Bewegung. Viele kommen gut aus einer Dissoziation heraus, indem Sie ihre Umwelt ganz genau beobachten. Sich klar werden darüber was sie gerade sehen und hören.

Die Reorientierung und der Umgang mit dem alten, belasteten Material gibt Ausschlag darüber, ob Sie es durch die nächste Gehaltsverhandlung schaffen.

Was tun bei Dissoziation? Jetzt haben Sie einen Eindruck, der allerdings nicht vollständig ist, sondern nur einen möglichen Eindruck vermittelt.

Für einen detaillierteren Umgang mit Dissoziationen hilft es sicherlich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dann wird die aus der Frage „Was tun bei Dissoziation?“ sicherlich schon bald Gewissheit.

Herzlich

Christini Hönig