Soziale Ressourcen

Soziale Ressourcen finden sich im Beziehungssystem jedes Einzelnen. Häufig steht da die Familie an erster Stelle. Aber genau die ist es ja auch, die bei frühkindlichen Traumatisierungen nicht als Ressourcenlieferant herangezogen werden kann.

Wenn man nun davon ausgeht, dass ein Kind ohne jegliche emotionale Bindung nicht überleben kann, bedeutet es allerdings, dass irgendwo eine soziale Ressource zu finden ist. Unter all der Bindungslosigkeit, die in einem Bindungstrauma erlebt wurde gab es einen Halt, eine Ressource und es ist wichtig, diese zu entdecken.

Oft sind die Menschen, die einem als soziale Ressource dienten, nicht ständig im Familienverbund vorhanden. Nicht immer gab es persönlichen Kontakt zu Ihnen. So habe ich hier schon gehört, dass es die warmen Augen der Nachbarin waren, die jemanden in der Kindheit eine Vorstellung entwickeln lassen konnten, dass die Welt auch anders sein könne. Während die eigentliche Familie stark traumatisierenden Einfluss genommen hat. Manchmal sind es Lehrer, die einen eben anders -wertschätzend- behandeln. Es sind Menschen, die einem das Gefühl geben gesehen zu werden. Und unschuldig zu sein.

Bei den Vernachlässigungserfahrungen meiner Klienten reicht manchmal die Erinnerung an die Wurstverkäuferin, die einem eine Scheibe Wurst in die Hand gedrückt hat; einfach so. Oder die Mutter einer Freundin, die sich anders um die Freundin kümmerte, als sich die eigene Mutter gekümmert hat.  Oder ein Freund, der den Erzählungen Glauben geschenkt hat. So entstehen Vorstellungen über die Welt, die einen Ausweg liefern. Die ein Bild zeichnen, dass sich von dem Erlebten unterscheidet. Dass einen Lichtblick gibt, dass Motivation schafft weiterzumachen, nicht die Hoffnung zu verlieren. Diese sozialen Ressourcen sind gerade für traumatisierte Kinder so immens wichtig.

Soziale Ressourcen im Erwachsenenalter

Oft erlebe ich, dass sich Menschen die Schwierigkeiten haben mit Bindung und Beziehung ein gutes, eigenes, soziales Umfeld aufbauen. Es sind oft sehr geschätzte Menschen, die Patenkinder haben, die bei jedem Umzug helfen, die freiwillig gemeinnützige Arbeit machen oder ehrenamtlich engagiert sind. Dies sind alles eigene entwickelte soziale Ressourcen. Eigenschaften, die jemand entwickelt hat, um seine gefühlte Unverbundenheit zu reduzieren. Diese Soziale Ressource findet häufig ein Ende, wenn man sich in eine feste Beziehung gibt. Dann kommt jedoch eine weitere Ressource zum Tragen, die des Rückzugs. Für die meisten Menschen, die als Kind ambivalent gebunden oder unsicher gebunden waren ist der Rückzug eine große Hilfe, um die konstante Nähe, die in einer Beziehung herrscht regulieren lernen zu können. Erst das vorsichtige aufeinander Einlassen, mobilisiert die Wahrnehmung der früheren Einsamkeit und kann oft nur in Etappen integriert werden.

Soziale Ressourcen sind überall zu finden, die Schwierigkeit ist oft nur sie auszumachen, sie zu erkennen.

Ich hoffe ich konnte Ihnen helfen Ihren sozialen Ressourcen einen Schritt näher zu kommen.

Herzlich

Christini Hönig