Gefühl der Einsamkeit

Gefühl der Einsamkeit

Das Gefühl der Einsamkeit ist im Zusammenhang mit frühkindlichen Bindungsstörungen eines an dem man nicht vorbei kommt. Meistens ist es oft und stark fühlbar.

Wie kann sich solch ein starkes Gefühl der Einsamkeit auch im Erwachsenenleben entwickeln? Das liegt in der Entwicklungsgeschichte eines Menschen.

Da sich die Theorie oft so trocken liest, versuche ich es anhand eines Beispiels etwas ansehnlicher zu machen.

Es kommt ein Kind zur Welt, das Eltern bekommt, die, obwohl sie es wollen und lieben, nicht in der Lage sind intuitiv und empathisch auf es zu reagieren. Das bedeutet, das Kind wird gut versorgt, es hat keinen offensichtlichen Mangel. Es wird nur nicht so nahe im Kontakt gehalten, wie es das Bedürfnis des Kindes wäre. Hier macht schon im frühen Lebensalter ein Kind Kontakt mit dem Gefühl der Einsamkeit.  Da Kinder sich ihren Lebensumständen anpassen, wird es anfangen auf den Zustand er gefühlten Einsamkeit zu reagieren. Kinder haben je nach Temperament die unterschiedlichsten Umgangsmöglichkeiten. Sie weinen (sie trainieren nicht ihre Lungen, sie äußern ein Bedürfnis), sie lächeln immerzu (sie sind nicht der Sonnenschein, sondern versuchen auf ihre Art und Weise Kontakt herzustellen), sie sind immerzu aufmerksam und versuchen sich sofort an Menschen zu orientieren (weil sie so eine Bindungsreaktion herstellen).

Entwicklungsverlauf:

Dieses Kind etabliert ein Selbstbild von sich, dass es eine Reaktion zeigen muss, um Bindungsverhalten herzustellen. Diese Reaktion manifestiert sich, wenn die Bezugspersonen bei ihrem Verhalten bleiben. Wenn sie weiter mit wenig Intuition und Empathie ihr Kind großziehen. Im weiteren Verlauf des Lebens verstärken sich die kindlichen Maßnahmen von selbst. Hat ein Kind viel geweint, wird es als schwieriges oder anstrengendes Kind gesehen, dass immer so viel Aufmerksamkeit benötigte. Man witter das Gefühl der Einsamkeit unter solch einer Aussage förmlich. Das „Sonnenscheinkind“ hat es nur oberflächlich besser, denn in Phasen der eigenen Bedürftigkeit wird es annehmen, es sei einsam. Das Kind, das seine Antennen immer bei den Anderen hatte und innerlich keine Ruhe finden kann, wird sich eher in die Richtung entwickeln, dass es immer für Andere da sein muss. Und der Zugang zu den Bedürfnissen wird sich nur schwer herstellen lassen.

Die o. g. Beispiele sind weder vollständig noch als Absolutismus zu lesen. Sie beschreiben lediglich mögliche Entwicklungsgeschichten, die mir in meiner Arbeit oft begegnet sind.

Außerdem möchte ich an dieser Stelle deutlich machen, dass ich mich in meinen Aussagen fernab des Themas der Schuld bewege. Mir geht es nicht darum zu sagen, wie schlecht Eltern sein können, was sie allerdings manchmal sind. Sondern mir geht es darum, dass sich das Gefühl der Einsamkeit in jedem von uns etabliert, egal wie wir groß geworden sind. Nur bei manchen Menschen ist es eben sehr viel größer und stärker wahrnehmbar als bei andern.

Was tun mit dem Gefühl der Einsamkeit?

Wie geht man nun mit einem Gefühl um, dass einen überwältigt?  (Lesen Sie dazu gerne den Blog: Umgang mit Gefühlen) Denn in manchen Lebensgeschichten lernt ein Mensch nicht, dass Menschen mit einem in Beziehung bleiben, auch wenn sie einen einmal schlechter behandeln oder weniger aufmerksam sind als sonst. Hier muss man sich klar machen, dass Gefühle vor allem nur gefühlt werden wollen.

Damit ist erst einmal der Handlungsauftrag klar. Erst einmal nichts tun, nur wahrnehmen.  Frühkindlich haben starke Gefühle oft eine massive Überforderung dargestellt. Die nicht alleine reguliert werden konnte. Bleiben wir bei den o. g. Beispielen. Ein Kind was sich ein klein wenig einsam fühlt, kann Schritt für Schritt lernen sich selbst zu beruhigen. Es kann lernen, dass Bezugspersonen wiederkommen, dass man einfach ein wenig wartet, dass man sich beruhigen kann durch Daumen nuckeln oder wenn man größer ist durch eine Kuscheldecke oder spielen. Dass man sich auch an andere Menschen wenden kann und dort Bindung findet…

Kann ein Kind dies nicht entwickeln, kann es sein, das es als Erwachsener Signale einer Bindungsstörung zeigt.

Kindlicher Umgang mit dem Gefühl der Einsamkeit

Wenn ein Kind von dem Gefühl der Einsamkeit jedoch überflutet wird und diese als bedrohlich wahrgenommen wird, so wird ein Kind immer versuchen, diesen Zustand zu vermeiden. Es wird also alles daran setzen sich nicht mehr so ganz einsam zu fühlen.  Es entwickelt eine Abwehr vor dem Gefühl der Einsamkeit. Lesen Sie hierzu auch gerne den Blog Angst vor der Angst. Diese Abwehr nimmt ein Kind mit in sein Leben und diese Abwehr wird immer aktiviert, wenn es zu dem Gefühl der Einsamkeit kommen könnte. Es läuft dann die frühkindliche Anpassungsreaktion ab, die es in der kindlichen Situation entwickelt hat.

Um diese zu verändern, (denn sie ist es, die den Menschen irgendwann anstrengt oder die irgendwann nicht mehr funktioniert), muss ein Mensch sich dem Gefühl der Einsamkeit stellen. Und kann dann feststellen, dass das Gefühl der Einsamkeit ein altes Gefühl ist. Er kann erleben, dass es gerade nicht der Realität entspricht, sondern nur als „wahr“ wahrgenommen wird. Und er kann sein Verhalten so abändern, dass er sich selbst wieder mehr entspricht. Gerade in diesem Punkt liegt häufig die größte Entspannung. Denn ein Mensch bekommt ein ganz klares Gefühl dazu, ob er sich mit einer bestimmten Reaktionsweise richtig und authentisch fühlt, oder immer noch nicht so ganz.

Dieser Zustand ist dann nur mit dem Gefühl der Einsamkeit herstellbar. Auch wenn es sich schwer und belastet anfühlt, so ist dort auch der Ruhepunkt zu finden, mit dem man sich gut fühlt.

Meine Idee im Umgang mit dem Gefühl der Einsamkeit wäre also: „Trauen Sie sich, sich einsam zu fühlen“. Es geht vorbei auch wenn es sich zwischendrin nicht so anfühlt. Es ist nur ein altes Gefühl der Einsamkeit, dass man gut gebrauchen kann, um sich selbst darunter zu entdecken.

Herzlich

Christini Hönig