Persönliche Ressourcen

persönliche Ressourcen

Ich persönlich bin fest der Meinung, dass es sich besser arbeiten lässt, wenn man den Blick auf die eigenen persönlichen Ressourcen lenkt, statt sich den scheinbaren Pathologien zuzuwenden.

Ich will erklären, warum ich scheinbare Pathologien schreibe.

Wenn jemand z. B. eine Umgehensweise mit einem inneren Spannungszustand entwickelt hat, die evtl. etwas schwierig für die umstehenden Personen wirkt, dann kann man dazu Pathologie sagen. Oder man kann es auch Ressource nennen. Es ist evtl. eine Ressource, die man anpassen kann oder die ausgedient hat, aber es ist eine. Dies ist ein Blick, der in der ressourcenorientierten Traumatherapie vertreten wird. Dabei wird nicht so sehr darauf geschaut, was ein Einzelner als Ressource nutzt, es wird vielmehr nach dem Nutzen einer Verhaltensweise geschaut.

Nehmen wir ein ganz einfaches Beispiel: Mein Mann hat die persönliche Ressource seinen Stress darüber abzubauen, das er ständig mit den Füßen wackelt. Seine Ressource macht mich verrückt, ok. Aber es ist seine Spannungsabfuhr. Jetzt könnte er diese anpassen, indem er joggen ginge o. ä. aber das wäre nur die Feinarbeit. Seine persönliche Ressource ist es zu zappeln.

Andere Menschen, andere persönliche Ressourcen. Was machen Sie bei Belastung?

Die Liste ist unendlich. Ressourcen können sein: essen, nicht essen, bewegen, reden, etwas tun, nichts tun, Streit anzetteln, jemand um Hilfe fragen, putzen. Es können eben aber auch Dinge sein, die nach außen komisch aussehen. Daumen nuckeln im Erwachsenenalter; um hier vielleicht nicht so aufzufallen, kann man es gesellschaftlich anpassen, indem man einen Lolli nimmt. Haare ausreißen; auch hier kann man versuchen, nur die Haare zu raufen.

Oft ist selbstverletzendes Verhalten eine Ressource, um nicht durchzudrehen. Dies kann man natürlich nicht unendlich lange aufrecht erhalten, aber man kann es versuchen zu ersetzen. Man kann versuchen Handlungen zu finden, die den gleichen Nutzen haben, ohne Selbstschädigung.

Auch psychosomatische Beschwerden sind oft als Ressource anzusehen, ein noch nicht verarbeiteter Zustand wird verkörpert. Auch das dient der teilweisen Entlastung des Systems. Ich erinnere mich an eine Klientin, die immer krank wurde, wenn es ihr alles zu viel war. So zu sagen, als Erlaubnis sich auszuruhen. Als sie lernte, das ausruhen erlaubt ist, wurde sie auch nicht mehr krank. Lapidar einfach, aber wirksam.

Meine Klienten wünschen sich häufig eine persönliche Ressource in Form eines anderen Menschen. Ein Mensch, der ununterbrochen für sie sorgen würde. Hier geht es dann darum, die eigene Versorgung übernehmen zu können und dies zu schulen.

Wie sie merken geht es immer darum, Spannungszustände zu reduzieren, die man innerlich noch nicht halten kann.

Persönliche Ressourcen haben wir alle, meist sind sie leichter zu finden, wenn man den gesellschaftlichen Stempel weglässt, dass sie gut aussehen müssten. Oder andere nicht vor den Kopf stößt, o. ä.

Es liegt eine große Menge an Kreativität in der Entwicklung von Ressourcen. Und wenn man erst einmal wertschätzt, was man schon alles als Handwerkszeug hat, dann lässt es sich viel wohlwollender auf sich selbst und auf seine persönlichen Ressourcen schauen.

Herzlich

Christini Hönig